Trauma- Seelische Verletzung bewältigen!

Mag. Kreiml Günther

Eine schwere seelische Verletzung wird in der Psychologie als Trauma bezeichnet. Es kann als Folge eines außergewöhnlich belastenden Erlebnisses entstehen, wenn eigene Möglichkeiten zur Bewältigung der Situation nicht ausreichen und überfordert werden. In solchen Situationen fühlen sich Menschen oft völlig hilflos, erleben große Angst oder sind maßlos entsetzt. Mögliche traumatisierende Ereignisse sind Situationen von außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalem Ausmaß, die bei fast jedem Menschen eine tiefe Verzweiflung auslösen würden. Beispiele können Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Kriege, der Tod naher Angehöriger, lebensbedrohliche Erkrankungen sowie körperliche oder sexuelle Gewalt sein. Während des Ereignisseskönnen können massive Ängste, Hilflosigkeitsgefühle und Entsetzen auftreten. Einige Menschen fühlen sich auch betäubt, verwirrt oder wie abgeschnitten von sich selbst, anderen oder ihrer Umwelt. Nach einem außergewöhnlich belastenden Ereignis können Schlafstörungen, innerer Unruhe und Schreckhaftigkeit, Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe oder Ärger hinzukommen. Ein gedankliches Kreisen um das Erlebte ist ein Versuch der Psyche, diese nicht normalen Erfahrungen zu verarbeiten.

Ob ein Ereignis traumatisierend wirkt, hängt auch von den Umständen sowie dem einzelnen Menschen mit seinen persönlichen Erfahrungen und Möglichkeiten zur Bewältigung ab.



Mögliche Traumafolgestörungen

Auch wenn statistisch gesehen in den meisten Fällen auf ein belastendes Ereignis keine psychische Erkrankung folgt, empfiehlt sich eine psychologische Begleitung der Verarbeitungsphase, um mögliche Spätfolgen weitgehend zu verhindern. Wenn das belastende Erlebnis von einer Person nicht ausreichend bewältigt werden kann und die Unterstützung in ihrem Umfeld nicht ausreicht, können psychische Erkrankungen entstehen. Zu den häufigsten zählen Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen, somatoforme Störungen, dissoziative Störungen, akute Belastungsreaktionen, posttraumatische Belastungsstörungen sowie Anpassungsstörungen.

Die Akute Belastungsreaktion kann unittelbar nach dem Erleben eines traumatisches Ereignisses eintreten, ist temporär und klingt üblicherweise nach wenigen Stunden bis einigen Tagen wieder von selbst ab. Einige Menschen spüren gar keine Gefühle mehr, fühlen sich teilnahmslos, verwirrt und ziehen sich zurück. Einige fühlen sich weiterhin stark bedroht und sind körperliche sehr unruhig. Manche Menschen können sich an das Ereignis nicht mehr erinnern oder haben das Gefühl, dass die eigene Person, andere Personen oder die Umgebung verändert, fremd oder unwirklich sind. Diese Beschwerden können mit Ängsten, depressiven Verstimmungen, körperlichen Beschwerden und Gebrauch von Substanzen wie z.B. Alkohol oder Medikamenten einhergehen.

Die Posttraumatische Belastungsstörung kann nach einem Trauma kurzfristig oder zeitlich verzögert auftreten. In manchen Fällen können sogar Jahrzehnte bis zum Auftreten der Symptomatik vergehen. Bei vielen Betroffenen ist das Selbst- und Weltbild erschüttert und das Vertrauen in andere Menschen nachhaltig gestört. Viele Betroffene leiden zudem unter schweren Schuld- oder Schamgefühlen oder unter Selbsthass. Die Leistungsfähigkeit ist in wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt, die Bewältigung des Alltags wird für viele Betroffene zur Qual.

Die typischen Symptome bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind:


Therapie von Traumafolgestörungen

Für die erfolgreiche Überwindung einer Traumafolgestörung ist die frühzeitige Behandlung verlaufsbegünstigend. Als wirksame Traumabearbeitungsverfahren haben sich vor allem die kognitive Verhaltenstherapie und EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) erwiesen. Bei der EMDR-Therapie führt der Patient unter Anleitung der Therapeutin bestimmte Augenbewegungen durch, während er die traumatische Erfahrung imaginiert. EMDR ist ähnlich wirksam wie andere kognitiv-verhaltensorientierte Ansätze.